Norbert Junkes

Von der Eifel bis zur Atacama-Wüste: Die Welt mit Radioaugen sehen



Eines der wichtigsten Fenster zum Weltall ist das Radiofenster, also die Welt gesehen im „Licht“ der Radiowellen. Mit diesen Augen lässt sich etwa an den Rand des Universums oder tief in die Kreissäle der Sterne blicken. Astronomen sind daher stets bestrebt, ihre „Radioaugen“ zu verbessern, etwa mit Riesenteleskopen wie dem Effelsberg-Teleskop in der Eifel oder dem ehrgeizigen ALMA-Projekt, einer großflächigen Radioteleskopanlage in der chilenischen Atacama-Wüste. Während die Planung des letzteren bereits in einem aktuellen Planetariumsprogramm vorgestellt wird, wird in diesem Vortrag topaktuell über den erreichten Stand der bereits installierten ALMA-Teleskope, aber auch über die Arbeit mit Großteleskopen berichtet.

In Deutschland wird die Forschung im Radiobereich federführend von Wissenschaftlern am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn betrieben. Dafür stehen ihnen eine Reihe von Beobachtungsinstrumenten zur Verfügung. Als erstes sei das Radioteleskop Effelsberg genannt, mit einem Durchmesser von 100 Metern nach wie vor das größte Radioteleskop Europas, das 2011 40jähriges Jubiläum seiner Inbetriebnahme feiert. Es wird für radioastronomische Messungen bis zu einer kürzesten Wellenlänge von 3,5 mm eingesetzt. Bei noch kürzeren Wellenlängen wird die Erdatmosphäre zunehmend undurchlässig. Zu deren Erforschung wird das APEX-Teleskop in 5100 m Höhe in der chilenischen Atacama-Wüste eingesetzt, einer der trockensten Regionen der Erde und somit idealer Standort für das Teleskop. Das vom MPIfR gebaute APEX-Teleskop ist Vorläufer für ALMA, ein Netzwerk von insgesamt 64 Radioteleskopen, die zur Zeit an gleicher Stelle wie APEX in internationaler Zusammenarbeit aufgebaut werden.

APEX und ALMA ermöglichen Messungen bis zu Wellenlängen von unter 0,3 mm (das entspricht Frequenzen im Terahertz-Bereich). Noch kürzere Wellenlängen hin zum Infraroten sind vom Erdboden aus nicht mehr beobachtbar, wohl aber von Flugzeugen wie SOFIA oder von Satelliten wie Herschel. An beiden Projekten ist das MPIfR mit dem Bau von Empfangssystemen beteiligt.

Der Vortrag berichtet über Beobachtungsinstrumente im Radiofenster und präsentiert eine Reihe von Ergebnissen, die damit erzielt wurden.



Biographische Angaben:
Dr. Norbert Junkes hat von 1979 bis 1986 an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert (Diplomarbeit 1986), und dann 1989 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) im Fach Astronomie zum Thema "Supernova-Überreste und ihre Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium" promoviert. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit in Australien (Australia Telescope National Facility, ATNF, Sydney), in Kiel (Institut für Theoretische Physik und Astrophysik) und in Potsdam (Astrophysikalisches Institut Potsdam, AIP) arbeitet er seit Februar 1998 am MPIfR im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Norbert Junkes ist seit September 2008 Vorstandsmitglied der Astronomischen Gesellschaft.



Last modified on Wednesday, January 12th, 2011.
Norbert Junkes (njunkes@mpifr-bonn.mpg.de)