Norbert Junkes

50 Jahre Radioteleskop Effelsberg



Das Radioteleskop Effelsberg wird im Jahr 2021 50 Jahre alt. Mit dem Bau des Teleskops wurde im Jahr 1967 begonnen. Am 12. Mai 1971 erfolgte die feierliche Einweihung; zu diesem Zeitpunkt war es mit 100 m Durchmesser das größte vollbewegliche Radioteleskop der Erde.

Im Lauf der Zeit sind mit dem Radioteleskop Effelsberg eine Reihe schöner Ergebnisse zustandegekommen. Dazu gehören die ersten interkontinentalen VLBI-Experimente bereits im Jahr 1973 und der erste Nachweis von Ammoniak (NH3) und Wasser (H2O) in anderen Galaxien in den späten 1970er Jahren. Die farbenprächtige Darstellung einer Radiokarte des ganzen Himmels bei 73 cm Wellenlänge wurde im Jahr 1982 veröffentlicht. Sie wurde zusammengesetzt aus Beobachtungen mit drei der seinerzeit größten beweglichen Radioteleskope der Erde (neben Effelsberg waren Jodrell Bank/England und Parkes/Australien beteiligt).

Im Jahr 1983 führten spektroskopische Untersuchungen verschiedener Linien des Ammoniakmoleküls mit dem 100-m-Teleskop zur Erstellung eines kosmischen Thermometers zur Temperaturbestimmung von Molekülwolken. Der erste Nachweis der Kurzzeitvariabilität extragalaktischer Radioquellen gelang im Jahr 1987. 10 Jahre später, im Jahr 1998, erfolgte der Nachweis der von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie verhergesagten geodätischen Präzession (oder Änderung der Ausrichtung der Rotationsachse) mithilfe des Pulsars 1913+16.

Im Jahr 2013 konnte ein hochmagnetischer Pulsar, ein sogenannter "Magnetar", mit dem 100-m-Teleskop in extremer Nähe zum galaktischen Zentrum gefunden werden. Zwei Jahre später wurde eine Karte des kompletten Nordhimmels im Licht der Wasserstofflinie HI bei 21 cm Wellenlänge veröffentlicht, die auf Beobachtungen mit dem Radioteleskop Effelsberg basiert. Und im Jahr 2017 wurde durch VLBI-Beobachtungen über die Grenzen der Erde hinaus (durch Zusammenschalten des 100-m-Teleskops und weiterer erdgebundener Radioteleskope mit dem Weltraumteleskop RadioAstron) die bisher höchste Winkelauflösung in der gesamten Astronomie erreicht: 11 Mikrobogensekunden entsprechen dem Durchmesser eines 5-Cent-Stücks auf dem Mond!

Der Vortrag berichtet über Forschungsergebnisse und Entdeckungen mit dem 100-m-Teleskop im Laufe der Jahre. Er zeigt die Möglichkeiten für Besucher vor Ort, von der Teilnahme an Informationsvorträgen in einem Besucherpavillon in direkter Sichtweite des Teleskops bis zu drei unterschiedlich skalierten astronomischen Themenwanderwegen zur Verdeutlichung der gewaltigen Entfernungen im Kosmos. Auf einem zum Jubiläum eingerichteten vierten Wanderweg, dem "Zeitreiseweg", werden auf einem Rundweg von 5 km Länge einige markante Stationen aus der 50jährigen Geschichte des Teleskops präsentiert.

Auch nach 50 Jahren erfolgreichen Messbetriebs mit dem 100-m-Radioteleskop Effelsberg ist noch kein Ende abzusehen. Die Forschungsarbeit geht weiter und es ist zu hoffen, dass auch in Zukunft noch eine Reihe schöner Entdeckungen gelingen werden.



Biographische Angaben:
Dr. Norbert Junkes hat von 1979 bis 1986 an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert (Diplomarbeit 1986) und dann 1989 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) im Fach Astronomie zum Thema "Supernova-Überreste und ihre Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium" promoviert. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit in Australien (Australia Telescope National Facility, ATNF, Sydney), iin Kiel (Institut für Theoretische Physik und Astrophysik der Universität Kiel) und in Potsdam (Astrophysikalisches Institut Potsdam, AIP) arbeitet er seit Februar 1998 am MPIfR im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Norbert Junkes war von September 2008 bis September 2014 Vorstandsmitglied der Astronomischen Gesellschaft.



Last modified on Thursday, September 23rd, 2021.
Norbert Junkes (njunkes@mpifr-bonn.mpg.de)
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